AGL BLOG
Manchmal sind es die kleinen Dinge .....
von Holger Diepold
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die ......
......... eine Sache unnötig verkomplizieren. In dem Bild oben kann man die markierte Form der Fräsung sehen, die allerdings im Vergleich zu einer Standard ST Fräsung wie sie seit vielen Jahren üblich ist, deutlich abweicht. Der tiefere Teil der E-Fach Fräsung beginnt etliche Millimeter (wahrscheinlich eher in Richtung mehr als ein Zentimeter) weiter unten, im Gegensatz zu der üblichen Fräsung, wie sie für mich die Norm darstellt (wenn man sonst normale Teile verwendet, wie zb ein ST Pickguard).
So etwas kann schnell zu einer Falle werden, wie hier bei diesem Job auch für mich, und ein wenig auch für den Kunden. Der Auftrag hier war die vorhandenen 3 Push/Pull Potis allesamt gegen Push/Push Typen auszutauschen, und dabei auch die vorhandene Blender Regelung anders umzusetzen. Nach dem kompletten Neulöten der Schaltung, und einer abschliessenden Prüfung am laufenen Amp und Messgerät wollte ich dann das Pickguard wieder auf der Gitarre montieren, was mit etwas hin und her schieben auch funktioniert hatte, aber bei der Funktionsprüfung der Potis vor dem aufpressen der Knöpfe, ist mir gleich aufgefallen, dass der Volumepoti anders läuft wie ich es kenne, und auch der Schaltvorgang nicht sauber und rund funktionierte, und teilweise sogar geklemmt hat.
Ich will nicht zu sehr in die Tiefe gehen, aber unter dem Strich war das dann ein kleiner Akt, das Pickguard sauber passend zu bekommen.
Zuerst die Ursache: Die vorher montierten Push/Pull Potis hatten eine andere Bauform, und 8mm Gewinde. Dadurch konnte der Volume Poti innerhalb der vorhandenen 10mm Bohrung auf dem Pickguard schon noch ein Stück nach unten (1mm um genau zu sein), und aufgrund seiner kleineren Bauform hat er gerade so eben in die Fräsung gepaßt, ohne negative Auswirkungen. Der Push/Push Poti hat ein 10mm Gewinde, sitzt also schon mal etwas weiter oben, und bedingt durch die etwas größere Bauform und ein überstehendes Teil der Push Mechanik ging das erst einmal gar nicht.
Welche Optionen .......
hmm, genau, welche Optionen hatte ich hier? Zuerst mußte ich den Volume Poti um 90° drehen, damit das überstehende Teil der Push Mechanik auf jeden Fall frei arbeiten kann. Das ging nicht so einfach, denn Teile der Schaltung waren dafür nicht passend gelötet, was die Positionen und die Länge der Verbindungen angeht. Also die entsprechenden Teile ablöten, und den Poti drehen, und wieder versuchen, ob das ausreicht.
Nein, hat nicht gereicht!
Um es wirklich kurz zu machen: Ich habe den Poti in einem genauen Winkel montieren müssen (danach die Kabel in anderer Länge und Position wieder anlöten), der der Fräsung folgt, dann habe ich die überstehende Kante am Poti weggeschliffen (siehe Fotos), und zu guter Letzt noch die Potibohrung um ein paar 1/10mm nach unten erweitert, um den nötigen Platz zu bekommen. Nun paßt das rein wie die Faust aufs Auge, und die Potifunktion ist einwandfrei gegeben.
Alternative zu diesem Aufwand? Fräsen! Die E-Fach Fräsung nach oben erweitern, so wie sie normalerweise aussieht, aber auch das ist mit Aufwand und Kosten verbunden, und wenn sich mit einem überschaubaren Aufwand Fräsungen vermeiden lassen, und das Instrument original bleiben kann, dann ist das doch die eher bevorzugte Variante.
Kosten und Kulanz? Würde man bei solchen auftretenden Problemen die Arbeitszeit komplett verrechnen, dann würde das teuer kommen. Man muß viel ausprobieren, wieder prüfen, etwas ändern, und wieder vorsichtig testen, ob es nun funktioniert, da geht die Zeit sehr schnell vorbei. Bei solchen Geschichten sollte man abwägen, und kulant sein und einen Kompromiss finden. Aus der Sicht des Ausführenden ist es so, dass man nicht alle möglichen Probleme vorher sehen kann, und aus Sicht des Kunden sind solche Probleme mit finanziellen Folgen auch nicht eingeplant, also eine unglückliche Situation für beide Seiten, vor allem weil man ja den fast fertigen Job nicht einfach canceln kann, man muß ja zu einem Ende kommen. Deswegen denke ich, dass Kulanz und Vernunft hier die Zauberworte sind, und gleichzeitig auch der Ansporn, beim nächsten Job nicht wieder in eine solche Falle zu tappen, wobei ich hier aber wetten würde, dass jeder in diese Falle hinein getappt wäre!
Aber jetzt funktioniert das, und alleine das ist am Ende wichtig! he he! :-)
PS.: Das Bild der Schaltung hier im Slider zeigt noch die Variante, wie sie nach der Prüfung am Amp dann auf die Gitarre sollte, aber dann nicht gepaßt hat.